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ERP-Systeme erfolgreich einsetzen
Marktrecherche
Nach Fertigstellung des Lastenhefts stellt sich nun die spannende Frage, an welche ERP-Anbieter das Lastenheft verschickt wird. Diesen Schritt bezeichnet man als Marktrecherche. Manche Unternehmen würden am liebsten das Lastenheft an alle ERP-Hersteller schicken und die Vorauswahl über eine Marktrecherche überspringen.
Sinnvolle Vorauswahl nach individuellen Anforderungen
Generell muss man wissen, dass die Bearbeitung eines Lastenhefts für den ERP-Hersteller mit Aufwand verbunden ist. Wenn das Lastenheft entsprechend sorgfältig bearbeitet wurde, beschäftigt sich beim ERP-Hersteller nicht nur der Vertrieb mit der Bearbeitung des Lastenhefts, es müssen auch erfahrene Berater für die Bearbeitung hinzugezogen werden. Da der ERP-Hersteller für diesen Aufwand kein Geld bekommt, wird er den Aufwand nur betreiben, wenn er eine faire Chance hat, als Sieger aus dem Auswahlverfahren hervorzugehen. Vor der Bearbeitung eines Lastenheftes wird beim ERP-Hersteller eine Prüfung auf diesen Sachverhalt hin vorgenommen. Es passiert nicht selten, dass ERP-Hersteller an einem Auswahlverfahren nicht teilnehmen, weil die Anforderungen nicht zu der ERP-Lösung passen. Also macht es für alle Seiten keinen Sinn, das Lastenheft pauschal an alle ERP-Hersteller zu schicken. Man sollte im Vorfeld prüfen, welche ERP-Hersteller nicht in Frage kommen bzw. welche in Frage kommen, dies ist der effektivere Weg. Dazu muss man entweder einen guten Überblick über den Markt der ERP-Systeme haben oder eine Internet-Plattform verwenden, die eine oder mehrere Recherchemöglichkeiten bietet. Von einem Berater kann man natürlich nicht erwarten, dass er 350-400 ERP-Systeme im Detail kennt und in der Lage ist, die 15 für das Projekt geeigneten Systeme ad hoc zu nennen.
Ein Berater kann bei guter Branchenkenntnis durchaus bezogen auf die wichtigsten Systeme seiner Branche eine sehr fundierte Marktkenntnis haben. Aber auch ein Berater ist nicht allwissend. Hinzu kommt, dass hingegen einiger Meinungen sich der ERP-Markt nicht ausschließlich konsolidiert, es entstehen auch regelmäßig neue ERP-Systeme auf der grünen Wiese. Der Markt verändert sich also permanent. Bestehende Systeme werden ständig funktional erweitert, woraus man aber nicht den falschen Rückschluss ziehen kann, dass sich die Systeme funktonal immer mehr annähern und es letztendlich egal ist, welches System man kauft. Neben der funktionalen Komponente ist auch die prozessuale Komponente zu berücksichtigen und hier gibt es sehr wohl große Unterschiede. Eine Systementscheidung rein auf funktionaler Ebene zu treffen wäre fatal.
System ist nicht gleich System!
Aufgrund dieser Gegebenheiten ist eine gründliche Marktrecherche absolut erforderlich. Wenn ich eine ERP-Auswahl betreibe, recherchiere ich immer auf drei Ebenen. Die erste Ebene ist das Wissen zu den Systemen, das ich im Kopf oder in meinen Aufzeichnungen habe und permanent durch Besuche bei ERP-Herstellern und durch Messebesuche aktuell halte. Die zweite Ebene ist eine Recherche über eine Internet-Plattform, über die wir auch die Ausschreibung organisieren. Diese Plattform bietet zwei Möglichkeiten der Recherche. Einmal über ein anzulegendes Suchprofil, das nichts mit dem Lastenheft zu tun hat. Dieses Suchprofil wird mit den Angaben von ca. 1200 ERP-Anbietern, die die Angaben zu ihren Systemen in einer Datenbank hinterlegt haben, verglichen. Auf diese Weise erhält man einen guten Überblick über geeignete Systeme. Nun passen 1200 ERP-Anbieter nicht mit der Angabe zu 350-400 ERP-Systemen zusammen.